Anders sein – Teil 2

Anders sein - Teil 2Anders sein ❤️

Für mich war es immer das normalste der Welt, wie ich bin, empfinde und wahrnehmen. Klar, bin ja auch ich.
Oft habe ich allerdings andere nicht verstanden, weil sie für mich so anders waren. Das fing schon bei meiner Schwester an. Wir haben uns nie vertragen. Zwischen uns war immer Krieg und Krach. Türen flogen – Türklinken flogen dabei aus den Schlössern. Wir prügelten uns im Bett, sodass Blumentöpfe von der Wand flogen.
Meine Mutter, eine Mutter der Gerechtigkeit, gab uns immer beiden die Schuld.

Als Kinder und wie das so in der DDR war, teilten sich meine Schwester und ich ein Zimmer. Als kleine, jüngere war meine Schwester immer der Meinung, ich habe auf sie zu hören. Den Gedankengang verfolgte sie akribisch weiter bis wir erwachsene Frauen waren. Und hätte wir heute noch Kontakt, so wäre sie selbst heute noch der Meinung, dass ich als ihr kleine Schwester nichts zu melden habe.

Als Kind war ich gerne zu Hause, habe mich gerne in der Geborgenheit meiner Eltern von der Außenwelt zurückgezogen. Mir fehlte nie etwas. Im Gegenteil, ich fühlte mich damit immer gut.
Auch fühlte ich mich immer wohler, wenn meine Schwester nicht Zuhause war.

Erst heute ist mir klar, dass mein Zuhause mein Rückzugsort vom Trubel der Welt war, dabei war bei uns zu DDR – Zeiten weit aus weniger Trubel als es heute ist.
Der Vorteil an dieser Zeit war, dass Kinder wie ich, die hochsensibel sind und die es selbst gar nicht wissen, nicht zur Reizüberflutung neigten. Somit waren Rückzugsorte nicht zwingend notwendig, vor allem aber reichte die Zeit des Rückzuges am Nachmittag, wenn man nach der Schule zu Hauses im Kreise seiner Lieben war völlig aus, um neue Kraft und Energie zu tanken.
Ein weiterer Vorteil war, dass das gänzlich unbewusst geschehen ist.

Diesen Vorteil haben heutige hochsensible Kinder gar nicht. Sie habe viel zu wenig Rückzugszeiten und zu viel Trubel, dem sie im Dauerkonsum ausgesetzt sind; und das, ob sie es nun wollen oder nicht. Dadurch sind die Kids von heute viel schneller Reiz überflutet und als Folge ausgebrannt.

Anders sein, viel mehr als andere wahrzunehmen und zu empfangen, war, so meine Meinung, früher einfacher. Auch wenn ich bis zu meinem 40.ten Lebensjahr nichts von meiner Hochsensibilität wußte, bin ich dankbar, dass ich so geborgen, beschützt und behütet groß werden durfte.

Ein Geschenk, was heute, so meine Meinung, vielen hochsensiblen Kindern fehlt – was sie dennoch ganz dringend benötigen und wonach ihre Seele ganz laut schreit.

Gebt es ihnen. Aus Liebe zu ihnen.

Herzlichst Deine Heike

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